2. Juli 2016

'Magiebegabt' von Alexandra Christina Nobis

„Wir“, Cassandra deutete mit beiden Händen auf die anderen fünf im Kreis, „haben magische Kräfte. Wir sind magiebegabt. Das hier“, sie zeigte wieder auf den Kreis, „ist unser Zirkel. Dieser Bund stärkt uns und steigert unsere Kräfte. Aber er ist nicht vollendet. Zur Vollendung bedürfen wir einer siebten Person. Einer siebten Person mit magischen Kräften. Ich habe lange gesucht – wirklich lange. Und nun hatte ich endlich Erfolg. Die siebte Person, Mandy, bist du.“

Das neue Schuljahr an der Nordschule beginnt für die 16-jährige Amanda (oder einfach nur Mandy) Mayer alles andere als gut. Nachdem ihre beste – und auch einzige – Freundin Lisa das Schuljahr im Ausland verbringt und Mandys Annäherungsversuche an ihre anderen Klassenkameraden kläglich scheitern, stellt sie sich innerlich schon auf ein langes und einsames Jahr ein. Zu allem Überfluss muss sie auch noch Chris Barker, den wahrscheinlich heißesten und auf jeden Fall arrogantesten Typen der Schule und Stürmer der schuleigenen Fußballmannschaft als ihren neuen Sitznachbar ertragen.

Als sich rund um Chris seltsame Vorfälle häufen und Mandy die Einzige ist, der es aufzufallen scheint, offenbart ihr Chris, dass sie magische Fähigkeiten besitzt und nimmt sie als siebtes Mitglied in seinen Zirkel auf. Doch Cassandra, die Anführerin des Zirkels, scheint ein dunkles Geheimnis zu haben und nicht zu sein, wer sie zu sein vorgibt …

Urban Fantasy für junge und jung gebliebene Erwachsene.

Gleich lesen: Magiebegabt

Leseprobe:
Ich blickte gerade auf meinen Block, um die nächste Frage abzulesen – und um ihn nicht ständig anzustarren –, da erhellte plötzlich ein Blitzlicht Chris’ Gesicht.
„Was soll denn das?“, fuhr er Alex wütend an, der gerade schuldbewusst die Kamera senkte. „Hör gefälligst auf damit!“
Alarmiert blickte ich auf. Chris’ Stimmungsschwankungen waren wirklich gewöhnungsbedürftig – gerade eben war er mir noch ungewöhnlich umgänglich erschienen.
„Musst du immer so unhöflich sein?“, fragte ich aufgebracht. An Alex gewandt, der sich gerade auf die gegenüberliegende Bank gesetzt und die Kamera neben sich gelegt hatte, fügte ich hinzu: „Ähm Alex, ich glaube, du hast für heute genug Fotos gemacht…“
Alex schnaubte und stand auf. „Ich muss jetzt sowieso los.“
„Alex, ich wollte nicht, dass du gehst…“, sagte ich etwas erschrocken und in meinem Blick stand deutlich geschrieben: Du kannst mich doch unmöglich mit ihm allein lassen!
Aber Alex schien es nicht zu bemerken, denn er erwiderte: „Schon gut. Wir sehen uns.“ Er nickte mir zum Abschied kurz zu und war dann aus dem Raum, bevor ich auch nur blinzeln konnte.
Etwas verdattert wandte ich mich wieder Chris zu. Und wieder fiel mir auf, dass er mich die ganze Zeit über beobachtet hatte, was mich noch mehr verwirrte als Alex’ beleidigter Abgang.
„Also, wo waren wir?“ Jetzt, wo Alex weg war, wollte ich das Interview nur noch schnell hinter mich bringen.
Chris schien zu bemerken, dass ich nicht über das sprechen wollte, was gerade vorgefallen war, und antwortete freundlich: „Frage drei.“
„Stimmt, ja. Nach der Auftaktpleite ist euer nächster Gegner die Westschule. Was rechnet ihr euch gegen sie aus?“
„Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen, bin ich mir sicher, dass wir uns für die Niederlage rehabilitieren können.“
„Aber warum habt ihr es heute nicht geschafft, eure Stärken auf den Platz zu bringen?“, lautete meine nächste Frage. Insgeheim hoffte ich, ihm etwas über die Begleitumstände seines Tors zu entlocken.
Aber Chris bewahrte einen kühlen Kopf und antwortete locker: „Na ja, man hat halt gesehen, dass wir nach den langen Sommerferien noch nicht in unseren Spielrhythmus gefunden haben.“
„Stimmt.“ Aber so schnell wollte ich nicht locker lassen, also bohrte ich weiter: „Deine Torabschüsse waren heute – mit Ausnahme des 1:0…“ Ich machte eine kurze Pause. „…meist zu hoch angetragen, hast du dafür eine Erklärung?“ Ich schaute ihn abwartend an. Obwohl sein Gesicht keinerlei Regung zeigte, hatte ich doch das Gefühl, er wüsste ganz genau, worauf ich hinauswollte.
Es verging eine halbe Sekunde, in der er mir nur fest in die Augen blickte. Dann beugte er sich langsam vor und ich musste den Impuls unterdrücken mich wegzulehnen.
Er machte mir irgendwie Angst. Was, wenn er mich meiner Mitwisserschaft wegen beseitigen wollte? Mit einem Mal kam mir der Gedanke nicht mehr so lächerlich vor, jetzt wo ich mit ihm alleine in einem verlassenen Umkleideraum war und das Gefühl, dass mit Chris etwas nicht stimmte, von Sekunde zu Sekunde zunahm.
Da legte er mir plötzlich die Hand auf die rechte Schulter. Mein Herz begann zu rasen und ich schaute unwillkürlich auf seine Hand, bevor ich meinen Blick schnell wieder auf sein Gesicht heftete. Meine Lippen waren trocken und mein Atem ging schnell, als ich abwartete, was er wohl als Nächstes tun würde.
Chris starrte mich noch einige Sekunden mit unergründlicher Miene an, um gleich darauf die Stirn zu runzeln. Dann nahm er die Hand von meiner Schulter und hielt sie, wie um mich zu beruhigen, einen kurzen Moment in der Luft, während er mit einem leichten Lächeln sagte: „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich tu dir nichts…“
Mein Herz klopfte noch immer so laut, dass ich ihn beinahe nicht verstanden hätte.
Ich befeuchtete meine Lippen und schluckte. Dann erwiderte ich so selbstbewusst wie möglich: „Ich… ich habe keine Angst.“ Aber ich bemerkte selbst, dass meine Stimme zitterte. Ich wollte nur noch hier raus…

Im Kindle-Shop: Magiebegabt

Mehr über und von Alexandra Christina Nobis auf ihrer Website.

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